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SwiSCI
Swiss Spinal Cord Injury Cohort Study
Schweizer Kohortenstudie für Menschen mit Rückenmarksverletzungen
Sind zwischenmenschliche Beziehungen ein Grundstein für die psychische Gesundheit?

Sind zwischenmenschliche Beziehungen ein Grundstein für die psychische Gesundheit?

Sind zwischenmenschliche Beziehungen ein Grundstein für die psychische Gesundheit?

Sind zwischenmenschliche Beziehungen ein Grundstein für die psychische Gesundheit?

Obwohl die Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen für Menschen mit einer Behinderung herausfordernd sein können, sollten Betroffene grossen Wert auf ihre soziale Beziehungen legen. Sie können das Risiko für psychische Erkrankungen mindern. 

Die Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen ist für Menschen mit einer Behinderung oft herausfordernd: Wie komme ich zum vereinbarten Treffpunkt? Ist die Umgebung barrierefrei? Bin ich auf Hilfe angewiesen? Werde ich von meinen Kollegen noch wie früher akzeptiert? Dies sind nur einige Fragen, die sich Menschen mit Querschnittlähmung regelmässig stellen, wenn sie beispielsweise mit Freunden abmachen möchten.Trotz aller Herausforderungen sollten Betroffene grossen Wert auf ihre sozialen Beziehungen legen, denn sie können das Risiko für psychische Erkrankungen mindern. Dies zeigt eine Studie der Schweizer Paraplegiker-Forschung [1].

Gute Beziehungen stärken die psychische Gesundheit

Die Befunde der Studie fallen eindeutig aus: Je häufiger eine Person soziale Kontakte hat, desto geringer ist das Risiko für allgemeine psychische Gesundheitsprobleme. Die Forscher stellten ausserdem heraus, dass Betroffene weniger Despressionen oder generelle psychische Probleme haben, wenn es unterstützende Personen im Umfeld gibt. Die Studie zeigt weiterhin, dass die Zufriedenheit mit den Beziehungen einen entscheidenden Beitrag zur psychischen Gesundheit leistet: Wenn Personen mit den Beziehungen zu ihrer Familie und ihren Freunden zufrieden sind, haben sie deutlich seltener depressive Symptome oder andere psychische Probleme. Besonders ausgeprägt zeigt sich dieser Zusammenhang in der Paarbeziehung.

Finanzielle Probleme als Risikofaktor für Unzufriedenheit mit Beziehungen

Ein weiterer Teil der Studie untersuchte, ob die Faktoren Bildung, Einkommen und finanzielle Schwierigkeiten das Risiko für mangelnde soziale Beziehungen erhöhen. Die Ergebnisse dieser Analyse weisen darauf hin, dass vor allem Menschen mit geringem Einkommen selten soziale Kontakte pflegen und insgesamt weniger unterstützende Personen im Umfeld haben. Personen, die von finanziellen Schwierigkeiten berichten, sind deutlich unzufriedener mit ihren zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Forscher vermuten, dass sich finanzielle Sorgen generell auf die Stimmungslage auswirken und daher die Beziehungsqualität beeinträchtigen. Finanzielle Engpässe können überdies dazu führen, dass Betroffene weniger Mittel für ihre Freizeitgestaltung haben. Erlebnisse wie zum Beispiel Restaurantbesuche, gemeinsame Ausflüge oder Ferienreisen stärken soziale Beziehungen, sind aber vermutlich bei dieser Personengruppe stark eingeschränkt.

Wie können soziale Beziehungen gestärkt werden ?

Personen mit psychischen Problemen isolieren sich häufig von ihrem sozialen Umfeld. Deshalb besteht bei ihnen ein höheres Risiko, dass ihre bestehenden Beziehungen darunter leiden, was die psychischen Probleme wiederum verstärkt. Dies ist der zentrale Grund dafür, dass zwischenmenschliche Beziehungen zur Prävention und Behandlung psychischer Erkrankungen immer einen zentralen Stellenwert erhalten sollten. Bislang fehlen vor allem spezielle Strategien für Personen mit finanziellen Schwierigkeiten. Sie sollten von Fachpersonen darin unterstützt werden, gesunde Beziehungen zu führen und aufrechtzuerhalten. Beratungsangebote oder psychologische Unterstützung können einerseits helfen, besser mit psychischen Problemen umzugehen. Andererseits können sie verhindern, dass bestehende Beziehungen leiden.

[1] Zürcher C, Tough H, Fekete C: Mental health in individuals with spinal cord injury: The role of socioeconomic conditions and social relationships. PLOS ONE 14(2):e0206069.